Das Modalverb sollen kann die folgendem Modalitäten ausdrücken: "Auftrag", "Empfehlung", "Einräumung (Zitat 'ohne Gewähr')", "Eventualität ('für den Fall, dass')" und "Vermutung". Es kann auch für indirekte Aufforderungen und zum Ausdruck der Zukunft in der Vergangenheit verwendet werden.
Das Modalverb sollen drückt einen Auftrag an das Subjekt aus.
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Ich soll den Müll noch rausbringen.
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= Ich habe den Auftrag, den Müll rauszubringen. |
Die Kinder sollten im Haus bleiben.
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= Die Kinder hatten den Auftrag, im Haus zu bleiben. |
Der Mensch soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst. |
= Der Mensch hat den Auftrag, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. |
Der "Auftraggeber" ist meist eine Person oder eine Instanz. Die Instanz kann zum Beispiel auch ein Gesetz oder eine göttliche Macht sein.
Wenn die Bedeutung "Auftrag" ist, kann man den Satz mit sollen in einen Satz mit wollen umformen, wobei der Auftraggeber als Subjekt von wollen genannt wird.
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Mein Mitbewohner will, dass ich den Müll noch rausbringe. |
Die Eltern wollten, dass die Kinder im Haus bleiben. |
Gott will, dass der Mensch seinen Nächsten liebt wie sich selbst. |
sollen und müssen
In der Bedeutung "Auftrag" ist sollen eng verwandt mit dem müssen, das "Notwendigkeit" ausdrückt. Da ein Auftrag eine Notwendigkeit im weiteren Sinne ist, kann sollen hier durch müssen ersetzt werden.
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Ich soll den Müll noch rausbringen. |
= Ich muss den Müll noch rausbringen. |
Die Kinder sollen im Haus bleiben. |
= Die Kinder müssen im Haus bleiben.
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Der Mensch soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst. |
= Der Mensch muss seinen Nächsten lieben wie sich selbst. |
Wenn müssen gewählt wird, ist aber nicht deutlich, dass es sich um einen Auftrag handelt, denn müssen drückt diesen Aspekt nicht aus. Wenn der Aspekt "Auftrag" für die Aussage wichtig ist, muss er durch den Kontext ausgedrückt werden.
Examples |
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Ich muss noch den Müll nach rausbringen, weil mein Mitbewohner es will. |
Die Kinder müssen im Haus bleiben, weil die Eltern es ihnen befohlen haben. |
Umgekehrt kann sollen nur dann müssen ersetzen, wenn es sich um einen Auftrag handelt (unten jeweils Fall b).
Examples |
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Ich muss den Müll noch rausbringen, |
a) weil er sonst anfängt zu stinken.
b) weil mein Mitbewohner es will. |
Die Kinder müssen im Haus bleiben, |
a) weil es draußen keinen Platz zum Spielen gibt.
b) weil die Eltern es ihnen befohlen haben. |
nicht sollen und nicht müssen
Die verneinten Wendungen nicht sollen und nicht müssen haben nicht die gleiche Bedeutung.
Wenn sollen verneint wird, bezieht die Verneinung sich oft nicht auf sollen, sondern auf das Vollverb. Die Wendung nicht sollen drückt aus, dass ein Auftrag besteht, etwas nicht zu tun. Sie hat eine ähnliche Bedeutung wie nicht dürfen.
Beispiele | | |
Du sollst nicht töten. |
= Du hast den Auftrag, nicht zu töten. |
= Du darfst nicht töten. |
Er soll nicht weggehen. |
= Er hat den Auftrag, nicht wegzugehen. |
= Er darf nicht weggehen. |
Wenn müssen verneint wird, bezieht die Verneinung sich in der Regel auf müssen. Die Wendung nicht müssen drückt aus, dass kein Auftrag besteht, etwas zu tun.
Beispiele | | |
Du musst nicht töten. |
= Du hast nicht den Auftrag, zu töten. |
= Du brauchst nicht zu töten. |
Er muss nicht weggehen. |
= Er hat nicht den Auftrag, wegzugehen. |
= Er braucht nicht wegzugehen. |
Wenn sollen im Konjunktiv II Präteritum steht, kann der Auftrag zu einer Empfehlung oder einem Ratschlag werden.
Examples |
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Du solltest den Müll rausbringen, bevor er anfängt zu stinken. |
= Ich empfehle dir, den Müll rauszubringen, bevor er anfängt zu stinken. |
Die Kinder sollten im Haus bleiben, wenn es regnet. |
= Es ist / wäre besser, wenn die Kinder im Haus bleiben, wenn es regnet. |
Eine ähnliche Funktion hat sollen in Fragesätzen. Man fragt um einen Ratschlag bezüglich einer Entscheidung.
Examples |
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Sollen wir hier auf euch warten? |
Soll ich dir bei den Hausaufgaben helfen? |
sollen steht in solchen Fragen meistens in der ersten Person (ich, wir) und im Indikativ.