1.3.5.3.3 mögen Das Modalverb mögen kann die Modalitäten "Wunsch", "Lust", "Einräumung" und "Vermutung, Annahme" ausdrücken. Es kann auch für indirekte Aufforderungen und als Vollverb verwendet werden. → 1.3.5.3.3.a Wunsch → 1.3.5.3.3.b Lust → 1.3.5.3.3.c Einräumung → 1.3.5.3.3.d Vermutung, Annahme → 1.3.5.3.3.e Indirekte Aufforderung → 1.3.5.3.3.f 'mögen' als Vollverb1.3.5.3.3.a Wunsch Die Hauptbedeutung von mögen ist "Wunsch". ExamplesEr möchte euch besuchen. = Er hat den Wunsch, euch zu besuchen.Die Kinder möchten draußen spielen. = Die Kinder haben den Wunsch, draußen zu spielen.Möchtest du auch einmal nach Paris fahren? = Hast du den Wunsch, auch einmal nach Paris zu fahren? mögen steht mit dieser Bedeutung meist im Konjunktiv II Präteritum, der hier die Funktion des Indikativs Präsens hat. Beispieler möchte = er hat den Wunsch, er will möchte drückt also Gegenwärtigkeit aus. Wenn ein Wunsch in der Vergangenheit ausgedrückt werden soll, wird wollen gewählt. ExamplesEr wollte euch besuchen. Die Kinder wollten draußen spielen. Ein Wunsch in der Gegenwart ist mit möchte schwächer als mit wollen. Examples schwächer: stärker: Ich möchte euch besuchen. Ich will euch besuchen. Möchtest du auch einmal nach Paris fahren?Willst du auch einmal nach Paris fahren? möchte ist immer höflicher als wollen. Deshalb wird es häufig in höflichen Redewendungen verwendet. ExamplesIch möchte Sie bitten...Wir möchten Ihnen gerne unsere neuen Produkte vorstellen. Wunschsatz Eine besondere Verwendung von mögen ist der → Wunschsatz. Das Modalverb kann im Konjunktiv I (= "realer" Wunschsatz) oder im Konjunktiv II (= irrealer Wunschsatz) verwendet werden. ExamplesMögen die Götter euch beschützen!Die Götter mögen euch beschützen!Möge der Beste gewinnen!Der Beste möge gewinnen!Möchte er doch endlich kommen!1.3.5.3.3.b Lust Wenn mögen mit der Bedeutung "Wunsch" im Indikativ verwendet wird, drückt es eher Lust haben, gerne tun aus. Diese Verwendung von mögen kommt eher seltener vor. ExamplesIch mag gern fernsehen. = Ich liebe es zu fernsehen.Sie mag nicht darüber reden. = Sie hat keine Lust, darüber zu reden.Er möchte keinen Fisch essen. = Er hatte keine Lust, Fisch zu essen.1.3.5.3.3.c Einräumung Eine weitere Hauptfunktion von mögen ist "Einräumung". Es dient dazu, eine Einräumung zu verdeutlichen, die meist auch durch andere Mittel wie auch, wohl, trotzdem, dennoch ausgedrückt wird: ExamplesMögen sie auch noch so protestieren, sie müssen trotzdem ihre Aufgaben machen.Es mag wohl viel kosten, aber es ist den hohen Preis wert.Der Hügel mochte wohl steil sein, wir bezwangen ihn dennoch ohne vom Fahrrad zu steigen. Bei der Einräumung steht mögen meist im Indikativ. 1.3.5.3.3.d Vermutung, Annahme Die Verwendung von mögen, um eine Vermutung bzw. eine Annahme auszudrücken, ist eher veraltet. ExamplesDie Vorhänge mochten schon Jahrzehnte dort gehangen haben. = Die Vorhänge hingen wahrscheinlich schon Jahrzehnte dort.Er mag jetzt zehn Jahre alt sein. = Er ist jetzt vermutlich zehn Jahre alt.Was mag wohl ihr Motiv gewesen sein? = Was ist möglicherweise ihr Motiv gewesen? Wenn es eine Vermutung ausdrückt, steht mögen im Indikativ. 1.3.5.3.3.e Indirekte Aufforderung mögen kann wie sollen auch in indirekten Aufforderungen verwendet werden. ExamplesSie bittet dich, du mögest / möchtest so schnell wie möglich zurückrufen. Sie schrieb ihren Kindern, sie möchten sie öfters besuchen. Siehe auch: → 1.3.2.4.3.1 Die indirekte Aufforderung1.3.5.3.3.f 'mögen' als Vollverb mögen kann auch als → Vollverb verwendet werden. ExamplesIch mag Erdbeereis. = Ich esse gern Erdbeereis.Wir mögen kein Bier. = Bier schmeckt uns nicht.Er mochte sie sehr. = Er hatte sie sehr gern.Sie möchte, dass wir sie besuchen. = Sie wünscht, dass wir sie besuchen.